Sonnenschutz, als Präventionsmaßnahme gegen das Hautkrebsrisiko und Alterungserscheinungen der Haut, wird immer populärer und, dem Anschein nach, auch deutlich ernster.
Letzterem begegne ich zwiegespalten, zum einen erfreulich, dass die zunehmenden Schäden durch die UV-Einstrahlung ernster betrachtet werden, zum anderen erschreckend, welche Panik das unter Umständen auslöst.
Ein Tag ohne Sonnenschutz und man merkt förmlich, wie die Haut anfängt zu erschlaffen, weil massig Kollagen in den tieferen Schichten zerstört wird.
Es geht sogar noch ein Schritt weiter, denn an manchen Nächten, an denen ich bis in die Puppen wach war, schlafe ich mit offenem Vorhang, um vom Sonnenlicht geweckt zu werden und verhindere, bis in die Puppen zu schlafen.
Auf diese Weise bin ich den
UVA-Strahlen ja vollends ausgeliefert, sofern ich nicht bei
Sonnenaufgang bereits Sonnenschutz trage... Um den erheblichen
Schaden nicht noch weiter auszureizen, muss ich also entweder im
Dunkeln frühstücken, oder sofort ins abgedunkelte Badezimmer laufen
und Sonnenschutz auftragen. (Die Gesichtsreinigung bitte nicht vorher
vergessen, Talg ist komedogen → Pickel verursachend).
Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Sonnencreme als Nachtcreme zu verwenden.
Sollte diese nur vor UVB-Strahlung schützen, ist sie ungeeignet, da UVB-Strahlung von normalem Fensterglas gefiltert wird.
Bei ausreichend Interesse und Zeit, können wir uns doch auch gerne mal über die UV-Durchlässigkeit von Plastik und verschiedenen Glasvarianten unterhalten.
Solche Gedanken kommen mir des Öfteren und ich kann mir vorstellen, damit nicht der Einzige zu sein. Während ich selber sehr locker mit diesen Gedanken umgehe, erweckt sich mir der Eindruck, dass die Erkenntnisse über Sonnenschäden, einige doch sehr beunruhigen.
Besonders, wenn es sich um den nächsten wunden Punkt handelt...
die Auftragsmenge!
Auch wenn Planungen schon Realistischeres erhoffen lassen, momentan werden Sonnenschutzpräparate noch weiterhin bei 2mg/cm² getestet. Eine schwer praktikable Menge, wobei Konzepte, wie die 2 (oder 3) – Fingerregel, beziehungsweise die Methode mit dem Messlöffel helfen können, der vorausgesetzten Menge nahe zu kommen.
Während ich nur daran appellieren kann, sich nicht verrückt machen zu lassen und sich mit Hautpflege keiner Pflicht zu unterziehen, bedarf das Thema der Auftragsmenge erneut eines Augenmerks.
UV – A – B – Relation
Warum die Aussage „Der SPF fällt exponentiell mit der Auftragsmenge“ sowohl wahr als auch falsch ist:
Der UVA und UVB Schutz kann, und tut es in den meisten Fällen auch, in einem Produkt sehr unterschiedlich sein. Ein Sonnenschutz SPF 30 kann einen höheren UVA Schutz haben, als ein SPF 50.
Der Schutz scheint sich annähernd wie eine Waage zu verhalten.
Bei hohem SPF und geringem UVA-PF fällt der SPF linear mit der Auftragsmenge und der UVA-PF umso geringer, je ungleicher das Verhältnis ist.
Bei ähnlich hohem SPF und UVA-PF fällt der Schutz beider Werte exponentiell.
Quelle: H. W. Lim, Z. D. Draelos: Clinical Guide to Sunscreens and Photoprotection
Quelle: H. W. Lim, Z. D. Draelos: Clinical Guide to Sunscreens and Photoprotection
Quelle: H. W. Lim, Z. D. Draelos: Clinical Guide to Sunscreens and Photoprotection
Die Werte beziehen sich nur auf
UV-Filter und nicht auf getestete Sonnencremes, somit lassen sich die
Relationen nicht exakt auf Sonnenschutz Produkte übertragen.
Titanium Dioxide 10%; 1mg/cm²: UVA-Siegel
Titanium Dioxide 10%; 2mg/cm²: FAIL
Sonnenschutz alle 2 – 3 Stunden neu auftragen.
Praktikabel ? Nein.
Man kann sich mit SPF Puder ein „Touch-up“ gönnen. Angenehm, praktikabel und ziemlich unbrauchbar, da die Auftragsmenge zu gering ist.
Notwendig? Nein.
Sonnenschutz zu Beginn einmal großzügig auftragen ist besser als geringe Mengen alle paar Stunden erneuern. Trage ich einen Sonnenschutz mit SPF 50 so dünn auf, dass sich nur noch ein SPF 4 ergibt, lasse ich von Anfang an 25% der UVB/UVAII-Strahlung durch. Ein erneutes Auftragen nach 2 oder 3 Stunden macht den Schaden nicht rückgängig und vermindert diesen auch nicht.
Verwende ich von Beginn an genug um einen SPF 20 zu erreichen, minimiere ich die durchgehende UV-Strahlung um ein Vielfaches. 5% der UVB/UVAII-Strahlung erkämpfen sich nun nur noch den Weg in meine Haut und ich kann länger in der Sonne bleiben ohne mir Sorgen zu machen und tue trotzdem gut daran früher wieder den Schatten zu suchen.
Mit dem SPF 4 hat sich der Sonnenbrand nach 2 – 3 Stunden sicherlich bemerkbar gemacht und man musste das sonnige Plätzchen bereits nach 40 – 50 Minuten schon verlassen.
Empfehlenswert ist, zu Beginn eine vernünftige Menge Sonnenschutz aufzutragen und früh (nach 5 - 20 Minuten) erneut eine vernünftige Schicht Sonnenschutz aufzutragen, sollte man wissen, dass man der Sonne für mehrere Stunden nicht entfliehen kann oder möchte.
Denn, wenn Du nur eine geringe Menge zu Beginn aufträgst, ändert ein erneutes Auftragen ein paar Stunden später das Risiko für einen Sonnenbrand nur marginal.
Empfehlenswert? Jein.
Sinnvoll ist ein erneutes Auftragen, sollte das Baden im Wasser, das Rubbeln mit dem Handtuch, oder auch häufiger Kontakt mit Klamotten den Sonnenschutz abtragen.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Genauigkeit. Trägt man Sonnenschutz in Schichten auf (und die nächsten Schichten lieber Minuten statt Stunden später), erhöht man die Wahrscheinlichkeit alle Bereiche abzudecken, keinen Fleck auszulassen.
Der regellose Alltagsauftrag
Im Alltag vergehen die Regeln und plötzlich ist alles so unklar. Die 2 Stunden Regel erübrigt sich und meine Sonnencreme reicht für den ganzen Tag, obwohl sogar ein SPF 30 meine Eigenschutzzeit von 10 Minuten doch nur auf 300 Minuten (5 Stunden) erweitern kann. Mein Alltag hat gewöhnlich mehr als 5 Stunden. Hö ?!
Der SPF bezieht sich auf die Strahlung, die den Sonnenbrand unserer Haut auslöst. Das gesamte UV-Spektrum hat die Eigenschaft unsere Haut zu „verbrennen“, wobei die Eigenschaft der UVA-I Strahlung zu schwach ist, um in der Dosis, die uns gewöhnlich erreicht einen Sonnenbrand auszulösen.
Die UVB und UVA-II Strahlung haben genug Energie und prägen den SPF. Deshalb lässt sich auch kein SPF > 10 kreieren, der nur vor UVB Strahlung schützt.
Im Alltag sind wir besonders der UVB Strahlung für gewöhnlich nur sehr gering ausgesetzt. Anstatt über Sonnencreme nur als verlängerte Aufenthaltsgenehmigung in der Sonne zu denken, lieber noch die „UV-Kapazität“ mit einbeziehen.
Direkte Einstrahlung der Mittagssonne füllt mein Fass für UV-Toleranz wesentlich schneller, während man im Alltag vereinzelt Dosen abkriegt, die meist das UVB-Fass nicht füllen.
Zudem hört ein SPF 15, der Deine Eigenschutzzeit von z.B. 10 Minuten auf 150 Minuten erweitert hat, nicht nach den 150 Minuten auf zu wirken. Solltest Du dann bereits einen Sonnenbrand haben, bedeutet das lediglich, dass Du Dein UV-Fass hast überlaufen lassen. Der Schutz schützelt trotzdem noch weiter vor sich hin.
Hoffentlich macht das die Alltagssituation mit dem Sonnenschutz ein wenig verständlicher und Du findest Deine Waage zwischen idealem Sonnenschutz und persönlichem Empfinden. Hautpflege sollte Spaß machen, wenn man sich so sehr damit beschäftigt, dass man diesen Beitrag liest.
1. Henry W. Lim, Zoe Diana Draelos. 2009. Clinical Guide to Sunscreens and Photoprotection
2. P. U. Giacomoni. 2001. Sun Protection in Man: Use and Misuse of Sunscreen
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