Mit Haut und Haar
- SKINCI
- 10. Juli 2015
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Mai 2024
Auf Twitter fragte ich ob Haarpflege ein interessantes Thema wäre und freue mich wirklich sehr über die Reaktionen und das Interesse.
Als Einstieg dazu halte ich eine kurze Übersicht über den Aufbau der Haut und unserer Haare für sinnvoll um ein klareres Bild und Verständnis für die Unterschiede oder auch Gemeinsamkeiten zu bekommen und im weiteren Verlauf der nächsten Posts darauf zurückgreifen zu können.
Haut
Oberhaut
… oder auch bekannt als Epidermis,
ist unsere Barriere mit direktem Kontakt zur Umwelt. Sie besteht
insgesamt aus 5 Lagen, in denen die Verhornung der Hautzellen
stattfindet, bis diese schließlich in der obersten Schicht, der
Hornschicht (stratum corneum), abgestoßen werden. Dieser Vorgang
dauert ca. 4 Wochen, welches der Grund für diese Zeitangabe ist, die
einem häufig an Geduld nahegelegt wird, wenn es um die Wirkung eines
Produktes geht.
Nur sehr wenige Stoffe kommen durch das
ganze Stratum Corneum. Die Zellen des Stratum Corneum sind nach ca. 2
Wochen komplett ersetzt.
Neben den Keratinozyten, unseren Hautzellen, gibt es noch andere Zellen in der Oberhaut, die wichtige Funktionen haben.
Die Melanozyten, welche die Pigmentbildung übernehmen, also bei der Bräunung beteiligt sind.
Die Merkelzellen, die Reize, wie z.B. solche durch Berührung der Haut, an das Gehirn weiterleiten.
Und die Langerhans-Zellen, sie dienen als Bote und Transporteur von Fremdstoffen an das Immunsystem.
Lederhaut
Die Lederhaut (Dermis) ist mit der Oberhaut verzahnt und ist unser elastisches Netzwerk. Diese Struktur besteht zum größten Teil aus stützenden Kollagenfasern und zu kleineren Teilen aus elastischen Elastinfasern und Retikulinfasern. Dieses Geflecht gibt unserer Haut die Spannkraft und den Halt.
Neben einer Vielzahl von Abwehrzellen und Nervenfasern befinden sich auch die Schweißdrüsen und Haarwurzeln mit den Talgdrüsen in der Lederhaut.
Unterhaut
Sie bildet unser Fettpolster und hängt stark mit der Ernähtrung zusammen, wobei sie bei Unterernährung fast verschwinden kann und bei Überernährung außerordentlich voluminös wird. In ihr befinden sich ebenfalls Schweißdrüsen und Haarwurzeln.
Die Unterhaut dient uns als Energie- und Wasserspeicher, schützt uns vor Kälte, isoliert unsere Körperwärme und verringert den Druck auf Knochen, Muskulatur und Organe.
Die Gebilde in der Unterhaut sollen Fettzellen darstellen. Das Gebilde am Haar die Talgdrüse.
Permeabilität
Die Hornschicht spielt eine
außerordentlich wichtige Rolle bei der Permeabilität
(Durchlässigkeit), da sie die äußerste Schicht der Haut ist und
somit dauerhaft in direktem Kontakt mit unserer Umwelt steht.
Sprechen wir ihr einen Wille zu, so ist unsere Haut gewillt alles von außen, draußen zu lassen und alles von innen, drinnen zu lassen.
Dennoch können Stoffe aufgrund ihrer Eigenschaften oder aufgrund gewisser Umstände in die Haut eindringen.
Laut 500-Dalton Regel, gelangen Stoffe mit einer Molekülmasse von 500 g/mol oder weniger in die Haut.
Faustregel: Je niedriger die Molekülmasse (innerhalb einer Inhaltsstoffgruppe), umso schneller die Penetration und umso höher das Irritationspotential.
Die oberste Schicht unserer Haut
besteht aus verhornten Hautzellen (Korneozyten), die von einer
Lipidmatrix umgeben sind, welche die interzellulären Räume ausfüllt
und somit wie ein Kleber die Zellen beisammen hält.
Die Lipidmatrix (45-50 % Ceramide, 25 % Cholesterin, 10-15 % freie Fettsäuren und jeweils 5 % andere Lipide) ist überraschenderweise lipophil wodurch hydrophile Stoffe sehr eingeschränkt sind in der Penetration.
Zum Eindringen gibt es drei Möglichkeiten:
Der interzelluläre Weg, wobei der Name bereits sagt worum es sich handelt. Der Stoff hangelt sich durch die Matrix an den Zellen vobei.
Transzellulär können Stoffe ebenfalls in die Haut gelangen, hierbei nehmen die Stoffe den direkten Weg durch die Zellen und die Matrix hindurch.
Als dritte Möglichkeit bestehen die Haarfollikel, Schweiß- und Talgdrüsen.

Haar
Unser Haar ist ein verhornter Faden, der hauptsächlich aus Keratin besteht. Das Horn des Nashorns ist übrigens im Prinzip nichts anderes als ein dickes Haar.
Wie die Haut auch, lässt sich das Haar vereinfacht in 3 Partien unterteilen:
Haarmark
Ist im Inneren des Haares und scheint
wohl aktuell noch ein kleines Mysterium zu sein, da Funktionen noch
nicht geklärt sind. Es zeigte sich aber, dass dünnere Haare kaum
bis gar kein Haarmark besitzen, im Gegensatz zu dickeren Haaren.
Zudem lässt die Menge des Haarmarkes zu den Spitzen hin nach,
scheint also für den Stand des Haares eine wichtige Rolle zu
spielen.
Faserschicht
Sie ist die dickste Schicht und macht mit über 80% fast das komplette Haar aus. Viele Fasern, welche aus Faserzellen bestehen, welche wiederum aus vielen Proteinmolekülen zusammengesetzt sind, sind ineinander verdreht und von einem Klebestoff aus weichem Keratin umgeben, worin sich auch die Haarpigmente befinden.
Die Faserschicht ist für die Elastizität und Stärke des Haares von Bedeutung.
Schuppenschicht
Ist die bekannteste Schicht und wird gerne in Shampoo-Werbungen als Animation verwendet um aufzuzeigen was das Shampoo mit dem Haar anstellen könne.
Wie der Name es bereits vermuten lässt
besteht diese Schicht aus ganz vielen Schuppen, durchsichtigen
Schuppen, die die Pigmente der Faserschicht durchschimmern lassen.
Sie liegen zu Beginn dicht an der Faserschicht und zeigen mit dem Schuppenende zur Haarspitze. Dadurch, dass die Schuppen so flach anliegen, bilden sie eine glatte lichtreflektierende Oberfläche. Den allseits beliebten Glanz der Haare. (Gebundenes Serum spielt auch eine Rolle)
Mit der Zeit unterliegt unser Haar
allerdings chemischen und physikalischen Belastungen wie Reibung und
die Schuppen lösen sich an den Rändern bis hin zum Verlust ganzer
Schuppen.
Durch die nun unebene Oberfläche wird das Licht unregelmäßig gebrochen, der Glanz bleibt aus und die Haare fühlen sich rau an.

Permeabilität/Porosität
Haare haben im Durchschnitt eine Porosität von 20% wodurch eine Wasseraufnahme möglich ist, welche durch den lipophilen Film verhindert werden würde.
Je höher die Porosität umso höher die Aufnahme von Wasser und die Schädigung des Haares. Haare mit hoher Porosität sehen stumpf und trocken aus, zudem sind sie anfälliger für weiteren Schaden.
Sowohl bei unserer Haut als auch bei unseren Haaren spielt die äußerste Schicht die entscheidendste Rolle. Unterstützen wir die äußere Schutzschicht, helfen wir gleichzeitig das Innenleben bzw. das innere Material zu bewahren.
Ist dieser Schritt verstanden kann im
weiteren Schritt sowohl die Haut als auch das Haar etwas tiefer
gestärkt werden ohne, dass diese Aufbauerfolge durch fehlenden
Schutz wieder zerfallen.
Der grundlegendste Unterschied hingegen ist wohl die Art und Weise der Erneuerung und die Reaktionen (lebende Haut vs. nur noch reagierendes Haar). 'Erneuerung' halte ich in diesem Kontext ein wenig irreführend, denn es werden keine Hautzellen oder Haarfasern erneuert, sondern ersetzt.
Bei der Haut werden täglich 1-2
(Tendenz zu einer) Zellschichten abgestoßen, bzw. fallen ab oder
werden z.B. durch die Reibung von der Jeans abgetragen.
Die Haarfasern jedoch werden sozusagen raus gepresst, das bedeutet das frische Stückchen Haarfaser wollen wir wenn möglich, bei schulterlangem Haar (ich schätze 40-45 cm) 3½ Jahre lang pflegen.
Da ist ein langer Atem nötig.
Opmerkingen