Ein Tensid auf Kokosölbasis!
Sodium Coco Sulfat gehört, wie es der Name auch nicht weiter verheimlicht, zu den Sulfaten. Die Sulfate sind eine Klasse der Tenside, also der Moleküle die zum Reinigen verwendet werden. Ob das nun im Shampoo, Duschgel oder Waschgel für's Gesicht vorkommt, ist erst einmal unwichtig.
Zu lange schon wollte ich das Tensid separat behandelt haben und Shenja von Incipedia hat es aktuell ins Spotlight gerückt, da es in einem Shampoo enthalten ist, dass ohne Plastikverpackung auskommt. Perfekter Reminder!
Die Herstellung mag nicht jeden interessieren, aber wir werden durch einen kurzen Überblick einen ganz bekannten Inhaltsstoff wiederfinden. Schon eine Ahnung welcher das sein könnte?
Kokosöl!
Die Basis ist Kokosöl, also müssen wir kurz was zu Ölen generell verstehen: Den Aufbau. Was ist ein Öl?
Ein Öl ist ein Tri-Glycerid.
Glycerid, weil Glycerin mit Bestandteil ist und
Tri, weil 3 Fettsäuren an das Glycerin angebunden sind.
Welche Fettsäuren nun jeweils an den Glycerin-Molekülen angehaftet sind, ist von Öl zu Öl unterschiedlich. Schauen wir uns doch mal die Wichtigsten für Kokosöl an.
Offensichtlich kommt die Laurinsäure (Lauric Acid) am häufigsten im Kokosöl vor, die zweithäufigste Fettsäure ist die Myristinsäure (Myristic Acid) mit ~20% und deutlich geringer nur noch die Palmitinsäure (Palmitic Acid) mit ca. 10%.
Warum ist das wichtig?
Die Fettsäuren werden vom Glycerin während der Herstellung getrennt, so treiben sie sich dann als freie Fettsäuren rum. Im nächsten Schritt umgewandelt zur Alkoholform, wird Laurinsäure zum Laurylalkohol.
Der Laurylalkohol ist aber noch viel zu fettliebend und praktisch unlöslich in Wasser. Tenside können wir aber bekanntlich mit Wasser wieder von der Haut abwaschen. Also bekommt der Laurylalkohol sein "Sulfat"(chemisch inkorrekte Bezeichnung, bitte nicht übel nehmen) an die Hand und verbindet sich mit diesem, um wasserlöslich und fettlöslich gleichzeitig zu sein.
Wie ihr seht, entsteht dabei ein ganz bekanntes Tensid: Sodium Lauryl Sulfate (SLS).
Deshalb wird Sodium Lauryl Sulfate unter anderem auch aus Kokosöl hergestellt. Sodium Coco Sulfate ist demnach eine Mischung verschiedener Tenside und zwar zu den Anteilen, wie die Fettsäuren im Kokosöl vorkommen.
Im Schnitt sind die Fettsäuren zu 50% Laurinsäure, das bedeutet, dass Sodium Coco Sulfate im Schnitt zu 50% aus Sodium Lauryl Sulfate besteht. Dem Tensid, das die Hautbarriere von jedem schädigt.
Nun ist es so, dass da ja noch andere Fettsäuren mit im Spiel sind. 20% Myristinsäure beispielsweise. Dann besteht das Sodium Coco Sulfate zu 20% aus Sodium Myristyl Sulfate, ebenfalls ein Tensid, dass in der Industrie als Reizstoff verwendet wird.
10% Palmitinsäure im Kokosöl folgen dementsprechend, dass Sodium Coco Sulfate zu 10% aus Sodium Cetyl Sulfate besteht (ganz blöde Namensgebung hier, ich weiß. Palmitin zu Cetyl), welches eher ein Emulgator ist und nicht mehr ganz so reizend.
Diese Mischungen sind milder als reines Sodium Lauryl Sulfate. In Kosmetika handelt es sich aber eher selten um Reinstoffe und Sodium Lauryl Sulfat ist nicht zu 100% als Reinstoff in Kosmetika enthalten, weil das zu hohe Kosten verursacht, diese Reinheit zu erlangen. Wenn Sodium Lauryl Sulfate eingesetzt wird, sind da auch Anteile an Sodium Myristyl Sulfate und anderen ähnlichen Tensiden enthalten, wie sie beim Sodium Coco Sulfat enthalten sind.
Sodium Coco Sulfate ist dem Sodium Lauryl Sulfat somit sehr ähnlich und keinesfalls ein mildes Tensid.
Milder als Sodium Lauryl Sulfat? Ja, etwas.
Milder als Sodium Laureth Sulfate? Nein!
Mild? Nein!
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