In den letzten Jahren hat die Hyaluronsäure in der Kosmetikwelt einen Hype ausgelöst, der dafür sorgte, dass irgendwann, gefühlt, fast jede Woche eine neue Creme oder ein neues Gel mit Hyaluronsäure auf den Markt gebracht worden ist. Die Fähigkeit Unmengen an Wasser binden zu können, 1g kann bis zu 6 Liter Wasser fassen, macht Hyaluronsäure zu einem beliebten und effizienten Feuchtigkeitsspender. Unserem Körper war die Hyaluronsäure allerdings vorher schon eine alte Bekannte, denn sie gehört unter anderem zu den Hauptbestandteilen der Haut, die die Zellen und Fasern (z.B. Elastin und Kollagen) einbetten und funktioniert ähnlich wie ein Klebestoff, der alles zusammenhält.
Sie ist ebenfalls in der Lage freie Radikale zu fangen, das heißt sie besitzt antioxidative Fähigkeiten und bewirkt somit ebenfalls ein kleines bisschen Anti-Aging.
Vor einiger Zeit konnte von Sakai die Existenz von Hyaluronsäure im Stratum corneum (Oberste Hautschicht/Hornschicht) nachgewiesen werden. Ebenso ergaben Tests eine Schutzwirkung gegen UV(-B) -Strahlen durch Hyaluronsäure in der Hornschicht, was weitere Fragen der Eigenschaften von Hyaluronsäure aufwirft, die bis dato noch nicht gänzlich geklärt sind.
Die Molekülmassen
Die Molekülmassen von Hyaluronsäure (HA) und Sodium Hyaluronate (NaHA) können aufgrund der Gewinnung und Verarbeitung unterschiedlich ausfallen, im Allgemeinen liegen die Werte zwischen 5,8 und 2500kDa. Es gab allerdings auch schon eine Studie bei der die HA eine molekulare Masse von 13 000kDa hatte.
1 kDa = 1000 Da
Hyaluronan: 5.800 bis 2.500.000 Da
Die verhältnismäßig riesige Masse der Hyaluronanmoleküle ist notwendig um die Mengen Wasser speichern zu können. Moleküle mit kürzeren Ketten und somit kleinerer Molekülmasse können weniger Feuchtigkeit binden.
Die Vorteile von Hyaluronsäure, unter anderem die Regeneration des Hautgewebes, durch Ausgleich der Komponenten, die der Degradierung unterliegen, in der extrazellulären Matrix, entfallen zu meist, da die hohe Molekularmasse die Hyaluronsäure am penetrieren in die Haut behindert.
500Dalton
Die Absorption bezüglich der Molekularmasse wird durch eine Art Regel festgehalten, nach der Moleküle von einer Masse bis zu 500 Dalton (Da) in die Haut penetrieren können. Molekulare Massen über 500 Da nehmen rapide an Penetrationsfähigkeit ab.
Begründet liegt diese 'Regel' (eher ein Richtwert, nicht zu streng nehmen) in dem Umstand, dass die molekulare Masse von gängigen Kontaktallergenen und medizinischen Wirktstoffen unter 500 Da liegt.
Abgesehen von der Molekülmasse spielen auch die Moleküleigenschaften eine Rolle, denn aufgrund der Hydrophobie (wasserabstoßend) der obersten Hautschichtbarriere passieren lipophile (fettliebende) Moleküle diese leichter.
Ein gutes Beispiel ist Salicylsäure, welche trotz ihrer größeren Molekülmasse einfacher in die Haut penetriert als Glykolsäure mit deutlich kleinerer Molekülmasse.
Hier ist anzumerken, dass eine leichterePenetration nicht zwingend mit tiefererPenetration gleichzusetzen ist.
Der Unterschied
… liegt in erster Linie nicht darin, ob HA oder NaHA, sondern vielmehr wie groß oder klein die Molekülmasse ist.
Mir gefällt die Erklärung von Balea zum Hyaluron Booster:
Hochmolekulare Molekülteile bilden einen Schutzfilm auf der Haut, der den Wasserverlust vermindert und intensiv aufpolsternd wirkt.
Niedermolekulare Teile der Hyaluronsäure können in die Hautoberfläche eindringen und dienen dort als Feuchtigkeitsspeicher.
Niedermolekulare HA wird in anderen Werbungen als Wirkstoff verkauft, der aufgrund seiner geringen Größe bis in die unteren Hautschichten vordringt und dort durch Regeneration und Aufpolsterung des Gewebes für faltenfreie Haut sorgt.
Balea erklärt hier realistisch, dass die niedermolekulare HA 'nur' in die Hautoberfläche eindringt (nicht in tiefere Hautschichten) und 'nur' als Feuchtigkeitsspeicher dient (nicht als Faltenkiller).
Niedrigmolekulare Hyaluronsäure
Je niedriger die molekulare Masse von HA ist, umso tiefer kann sie in die Haut dringen, das gilt im Allgemeinen für jeden Inhaltstoff. Während Hyaluronsäure an der Oberfläche okklusiv Feuchtigkeit hält, kann sie in den unteren Hautschichten gegen Falten wirken, da sie in der Lage ist das Gewebe aufzupolstern und zu regenerieren. Durch die Regeneration des Gewebes reduziert sie gleichzeitig den TEWL (Menge des Wassers, das durch die Haut verdunstet), der sich meistens im Alter erhöht.
Der Haken daran ist genau der Grund, warum eine Creme oder ein Serum mit HA nicht dasselbe wie eine Unterspritzung mit HA leisten kann, denn HA kann schon bei < 155 000 Da als niedrigmolekular und bei < 20 000 als sehr niedrigmolekular bezeichnet werden und überschreitet damit den Richtwert immer noch um 3900% um in die Haut penetrieren zu können.
Umso kleiner die HA, umso vorsichtiger muss(te) mit ihr umgegangen werden. HA mit kleiner Molekülmasse kann an Toll-like Rezeptoren binden, die in unserem Körper die Gene für unser Immunsystem aktivieren. Dies kann Entzündungen hervorrufen und/oder verschlimmern.
Seit Endre Balazs kann HA in zwei Fraktionen unterteilt werden, denn er 'erfand' Nif-NaHA → non-inflammatory natrium hyaluronate, welches frei von ungewollten rezeptorischen Reaktionen ist.
Ich gehe davon aus, dass Firmen ausschließlich die sichere Fraktion verwenden.
Penetration und Absorption
Bei der Unterspritzung wird Hyaluronsäure durch physikalische Kräfte in die unteren Hautschichten transportiert.
Eine Alternative zu der physikalischen Penetrationstechnik ist die chemische Pentrationsverstärkung (mehr Infos hier), die die HA tiefer bzw. überhaupt eindringen lässt. Die Tiefe der Penetration, und die daraus folgenden Resultate sind bei den Methoden allerdings nicht zu vergleichen.
Chemisches Peeling wirkt ebenfalls als Verstärkung für die Penetration und HA hilft sich sogar selbst, da es die Durchlässigkeit der Haut durch erhöhte Feuchtigkeit verbessert.
Hyaluronic Acid vs. Sodium Hyaluronate
Dass Sodium Hyaluronate (NaHA) eine kleinere
Molekülmasse haben soll als Hyaluronic Acid (HA) kann ich an dieser
Stelle nicht wissenschaftlich belegen, denn NaHA hat nur
verallgemeinert eine niedrigere molekulare Masse.
Hochmolekulares NaHa kann ebenso größer sein als niedermolekulare HA.
Hyaluronsäure ist ein super Feuchtigkeitsbinder mit
okklusiven Eigenschaften (abhängig von Molekülmasse, Form,
Lösungsmittel …).
Mit anderen Okklusiva, die ihren Job weitaus effektiver machen, und Humectants erreiche ich ähnliche oder sogar bessere Ergebnisse, weshalb Hyaluronsäure allein nicht ausschlaggebend sein sollte, besonders dann nicht, wenn es sich um sehr teure Seren oder Cremes handelt.
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