Was sind Tenside ?
Moleküle, die
oberflächenaktiv sind und Grenzspannungen lösen, wie
z.B. solche zwischen Wasser und Öl.
Als waschaktive Substanzen sind sie in der Lage Schmutz/Sebum zu lösen und durch den Waschvorgang von unserer Haut abzutransportieren.
Tenside haben
jeweils einen hydrophilen Kopf, der nach dem Wasser schnappt,
und ein lipophiles Ende, welches sich an die Fette ranhängt.
Ab bestimmten Konzentrationen bilden Tenside Mizellen (CMC → kritische Mizellbildungskonzentration), hier nur der Hinweis, dass Mizellenwasser nicht immer mild sein müssen. Auch mit SLS lassen sich Mizellen bilden.
Ladung
Tenside haben nicht alle die gleiche Ladung.
Es gibt,
anionische (negative Ladung),
kationische (positive Ladung),
amphotere (negative und positive Ladung) und
nichtionische (neutrale/keine Ladung) Tenside.
Anionische Tenside
… haben einen negativ geladenen Kopf, bedeutet also, wenn sie den Schmutz an sich gebunden haben werden sie leicht von unserer Haut oder unserem Haar, welche beide leicht negativ geladen sind, abgestoßen.
Sie haben ein hohes Schaum- und Reinigungsvermögen.
Anionische Tenside neigen eher dazu sich mit Proteinen zu verbinden, wobei die Möglichkeit der Lipidierung besteht, das heißt die Proteine werden denaturiert, indem Lipide/Lipidgruppen von den Proteinen entfernt werden.
Je größer der Kopf der Tenside umso geringer die Neigung zur Proteinbindung und folglich eine geringere Irritation.
Von anionischen Tensiden wird angenommen, dass sie besonders in die Lipidstruktur eingreifen und die Instabilität und Durchlässigkeit der Lipiddoppelschicht erhöhen.
Kationische Tenside
Ihre positive Ladung wird in Shampoos dazu genutzt um die negative Ladung der Haare zu mindern und die Kämmbarkeit zu verbessern.
Ihre Reinigungs-
und schaumbildenden Eigenschaften fallen allerdings gering aus
und sie sind inkompatibel mit anionischen Tensiden.
Nichtionische Tenside
… besitzen keine Ladung und werden zur Schaumstabilisierung, Verstärkung der Reinigungskraft, Verdickung oder als Emulgator verwendet.
Aufgrund der fehlenden Ladung können sie gut mit anderen Tensiden kombiniert werden.
Gehören tun sie zu den mildesten waschaktiven Substanzen bei geringer Schaumbildung, dienen daher eher in Kombi dazu milde Produkte herzustellen.
Amphotere Tenside
… sind sowohl positiv als auch negativ geladen und agieren bei niedrigem pH kationenaktiv und bei hohem pH anionenaktiv.
Klassen
Fettsäuresalze
… sind Tenside aus verseiften Fettsäuren sind im Prinzip das, was wir unter Seife verstehen. Gute Schaumbildung und Reinigungswirkung, von ihren Hautverträglichkeiten und Wasserlöslichkeit, speziell bei härterem Wasser, sind diese Tenside längst überholt worden.
Glucoside
… sind
nichtionisch und mild mit guten Universaleigenschaften.
Schaumbildung scheint unterschiedlich auszufallen, bei mittlerer Reinigungskraft.
Sorbitanester
… sind besonders mild und finden häufig in Babyshampoos Verwendung. Aufgrund schwacher Schaumbildung öfter mit anionischen Tensiden kombiniert.
Sulfosuccinate
… sind mild und trotzdem gut schäumend, wobei sie aufgrund ihrer schlechten Verdickbarkeit mit amphoteren und anionischen Tensiden zusammen verwendet werden.
Ihre geringe Hydrolysestabilität erfordert eine neutrale oder gut gepufferte Formulierung.
Betaine
… sind einzeln für den Markt eher unbedeutend, da Schaumbildung und Verdickbarkeit eher gering ausfallen.
Dafür ist die Hautverträglichkeit ausgezeichnet und zusammen mit anionischen Tensiden lässt sich die Milde beider erhöhen. Für diese Kombinationen werden Betaine bevorzugt verwendet. Das bekannteste Exempel ist wohl SLES + CAPB (siehe unten).
Amphoacetate/ Amphodiacetate
… sind
amphoter geladen. Es wird ihnen eine gute Haut- und
Schleimhautverträglichkeit zugeschrieben, obwohl , ähnlich wie bei
anionischen Tensiden, die Verträglichkeit unterschiedlich ausfällt.
Verwendung
finden diese Tenside auch zur Konditionierung der Haare oder einer
erhöhten Pflegewirkung von Zusatzstoffen.
Wie auch Betaine können sie zur Abmilderung von anionischen Tensiden eingesetzt werden.
Alkylethercarboxylate
… gehören bei
mittlerem und noch mehr bei hohem Ethoxylierungsgrad (Anlagerung von
Ethylenoxid) zu den mildesten Tensiden überhaupt.
Ihr schlechtes Schaum- und Verdickungsverhalten macht sie für Kombinationen brauchbarer.
Isethionate und Taurate
… haben eine ähnliche Struktur wie Seife, mit hoher Schaumbildung und gutem Reinigungsvermögen. Taurate sind komplett stabil gegen Hydrolyse und Isethionate sind ab pH 8 und höher oder pH 5 und niedriger instabil.
Beide sind milde Tensidarten.
Sulfate
Alkylsulfate
… sind die ersten und in den USA heute noch häufig eingesetzten Tenside.
Viel Schaum, gute Reinigung, aber Restempfindlichkeit gegen Wasserhärte und eine schlechte Hautverträglichkeit.
Alkylethersulfate
… sind deutlich unempfindlicher gegen Wasserhärte und auch milder als Alkylsulfate .
Dazu eine bessere Verdickbarkeit und Kältelöslichkeit und praktisch die einzigen Tenside, die alleine verwendet werden.
Auch hier sind trotzdem Unterschiede, so ist Sodium Laureth Sulfate zwar schaumbildender, aber agressiver als Sodium Myreth Sulfate.
Hautverträglichkeit
Diese kann von
einem Produkt durch Rückfetter und Feuchthaltemittel erhöht werden.
Rückfetter: natürliche Öle, Fettsäureester, Alkanolamide
Feuchthaltemittel: Propylenglykol, Polyethylenglykole, Glycerin, Sorbitol, Lactate
Das Waschen der Haut mit anionischen/amphoteren Tensiden ohne solche Hilfsmittel führt schon nach einer Wäsche zu deutlicher Entfernung von Fettsäuren und Cholesterin.
Inci | Verträglichkeit | Ladung | Klasse |
Ammonium Laureth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Ammonium Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Ammonium Myreth Sulfate | ± | anionisch | Alkylether |
Caprylyl/Capryl Glucoside | ++ | neutral | Glucosid |
Ceteth-20 | + | neutral | Fettalkethox. |
Ceteth-24 | + | neutral | Fettalkethox. |
Cocamidepropylhydroxysultaine | + | amphoter | Betain |
Cocamidoethylbetaine | + | amphoter | Betain |
Cocamidopropylbetaine | + | amphoter | Betain |
Cocoamphodiacetate | – | amphoter | Acetat |
Coco Betaine | + | amphoter | Betain |
Coco Glucoside | ++ | neutral | Glucosid |
Decyl Glucoside | ++ | neutral | Glucosid |
Decyl Polyglycoside | ++ | neutral | Glucosid |
Dioctyl Sodium Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disodium Cocoamphodiacetate | + | amphoter | Acetat |
Disodium Laneth-5 Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disodium Lauramido MEA-Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccin |
Disodium Lauraminopropionate | + | amphoter | Acetat |
Disodium Laureth Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disodium Lauroamphodiacetate | ++ | amphoter | Acetat |
Disodium Lauryl Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disodium PEG-4 Cocamide MIPA-Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disodium PEG-10 Laurylcitrate Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Disoium Ricinolamido MEA-Sulfosuccinate | + | anionisch | Sulfosuccinat |
Laureth-2 | + | neutral | Fettalkethox. |
Laureth-3 | + | neutral | Fettalkethox. |
Laureth-4 | + | neutral | Fettalkethox. |
Laureth-7 | + | neutral | Fettalkethox. |
Laureth-10 | + | neutral | Fettalkethox. |
Lauryl Betain | + | amphoter | Betain |
Lauryl Glucoside | ++ | neutral | Glucosid |
Lauryl Polyglucose | ++ | neutral | Glucosid |
Magnesium Laureth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Magnesium Laureth-8 Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Magnesium Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Magnesium Oleth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Magnesium PEG-3 Cocamide Sulfate | – | anionisch | Amidether |
MEA-Laureth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
MEA-Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
MIPA-Laureth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Oleyl Betain | + | amphoter | Betain |
Polysorbate 20 | + | neutral | Fettsäurester |
Potassium Cetyl Phosphate | + | anionisch | Sonstige |
Potassium Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Sodium C₁₂-₁₅ Alkyl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Sodium Cetearyl Sulfate | – | anionisch | Alkyl |
Sodium Coco Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Sodium Cocoamphoacetate | + | amphoter | Acetat |
Sodium Cocoamphodipropionate | ++ | amphoter | Acetat |
Sodium Cocoate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Cocoyl Isethionate | + | anionisch | Isethionat |
Sodium Laureth Sulfate | – – | anionisch | Alkylether |
Sodium Laureth-8 Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
Sodium Lauroamphoacetate | + | amphoter | Acetat |
Sodium Lauroyl Sarcosinate | + | anionisch | Sonstige |
Sodium Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Sodium Methyl Cocoyl Taurate | ++ | anionisch | Taurat |
Sodium Myreth Sulfate | ± | anionisch | Alkylether |
Sodium Oleate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Olivate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Palmate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Palmitate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Tallowate | – – | anionisch | Fettsäuresalz |
Sodium Trideceth Sulfate | – | anionisch | Alkylether |
TEA-Lauryl Sulfate | – – | anionisch | Alkyl |
Kombinationen von Tensiden
… zeigten in einigen Fällen eine Minderung der Irritation. Sogar bei höherer Tensidkonzentration als ein alleiniges Tensid.
Die Fähigkeit das Protein Zein zu lösen wurde als Maßnahme zur Messung der Irritation verwendet.
SLES + CAPB
Sodium Laureth Sulfate wurde mit Cocoamido Propylbetaine gemischt um, in erster Linie das Irritationspotential von SLES, zu mildern.
Das Verhältnis von SLES zu CAPB, wo die Lösung des Proteins Zeins am niedrigsten ausfiel, stimmt mit dem CMC (Critical Micelle Concentration) – Minimum von SLES-CAPB überein.
Das Zugeben von amphoteren oder neutralen Tensiden zeigte, dass anionische Tenside die Co-Mizellenbildung dem Proteinbund bevorzugen, wenn die CMC des Co-Tensides niedriger ist.
So kann sogar das Hinzufügen von anionischen Tensiden mit niedrigerer CMC zu niedriger Irritation führen.
Die Effekte wirken meist zusammen, da die CMC beider Tenside häufig niedriger ist als die CMC der einzelnen Tenside.
Weitere Annahmen
sind, dass …
… die Irritation geringer ausfällt, da das mildere Tensid Verbindungspunkte mit der Haut 'besetzt'.
… die CMC
sinkt und dadurch weniger frei Sulfate vorliegen.
… sich die Tenside in ihren Wasserbindekapazitäten behindern und/oder auf andere die gegenseitige Penetration zu Teilen verhindern.
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